Der Brautraub

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Eines Tages wurde einem der Söhne Maros’ und seiner Frau eine Tochter geboren und schon damals war klar, dass sie zu der schönsten Zwergin der Oarigais heranwachsen würde. 

Doch noch viel schöner als ihr Antlitz waren ihr goldenes Haar und ihr gelockter Bart den sie schon als junges Mädchen trug und alsbald wurde sie von allen nur noch Schönlocke genannt.

Als Schönlocke ihren zwanzigsten Geburtstag und damit das Erwachsenwerden feierte, lud sie alle Zwerge der Oarigais von nah und fern dazu ein, mit ihr diesen besonderen Tag zu erleben.

Einer von ihnen war Darrein, ein geachteter Krieger und der Bruder ihres Vaters. Als er jedoch ihre goldenen Bartlocken erblickte, entflammte er in Liebe und noch bevor die Nacht zu Ende war, warf er sie sich über die Schulter und entführte sie in die fernen Flusslande, um sie zur Frau zu nehmen.

Ihr Vater konnte dies natürlich nicht einfach so geschehen lassen und voller Wut zog er an der Seite seiner anderen Brüder aus, um seine Tochter zu befreien.

Als sie jedoch in den Flusslanden ankamen, standen sie vor einem schier unüberwindbaren Tor, welches nicht einmal der mächtige Grimm niederringen konnte.

Darrein jedoch stand auf den Zinnen seiner Festung und lachte auf seine Brüder hinab.

Er sprach: “Seht Brüder, dieses Tor werdet Ihr niemals bezwingen, denn Maros selbst hat es gesegnet, denn er weiß, dass Schönlocke und ich uns lieben und deshalb wird er nicht zulassen, dass Ihr sie wieder von mir nehmt!”

Da entbrannte der Vater in gerechtem Zorn und er riss einen Klumpen Erz aus dem nahen Gebirge und schmiedete einen mächtigen, eisernen Handschuh, indem er seine Faust als Hammer benutzte.

Er zog den Handschuh an und mit einem einzigen Schlag riss er das Tor nieder und von da an ward er nur noch Eisenarm genannt.

Doch hinter dem Tor erwartete ihn seine geliebte Tochter und sie weinte Tränen aus Diamant.

Und sie sprach: “Geliebter Vater, seht Ihr denn nicht, dass wir uns lieben? Seht Ihr denn nicht, wie unglücklich ich bei euch war und einsam? Seht Ihr denn nicht, dass mein Gemahl nichts weiteres tat, als mich aus der Einsamkeit zu erretten und dass es ein Akt der Liebe war?”

Und ihr Vater sah, dass sie Recht hatte und von diesem Tage an war es Tradition, dass die zwergischen Krieger ihre Geliebten entführen, um sie zu einem Tempel des Maros zu bringen und vor ihm den Heiligen Bund einzugehen.

Aus den Eisentafeln der Erinnerung – Aufbewahrt in der Halle des Wissens in der Obhut von Haus Zwargeist

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