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Kapitel 4 - Ein verrückter Magier

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Nachdem alle noch eine Nacht in einem halbwegs bequemen Bett verbrachten, warfen sie alle gefundenen Gegenstände zusammen und untersuchten den roten Edelstein von der Dämonenlady eingehender. Doch sie stellten nur fest, dass es sich um einen großen Rubin von ungewöhnlich hoher Qualität und einer tiefroten Farbe handelte.
Nach einem ausgiebigen Frühstück und der intensiven Waffenpflege durch Ollowain, verließen sie den Orden der Gesichtslosen durch den eigentlichen Zugang. Der lange Geheimgang spie sie auf einer kleinen Anhöhe aus, die einen weiten Blick in das Umland zuließ und in nördlicher Richtung entdeckte Ollowain die nahe Siedlung Miel, aus der sie angereist waren.
Inzwischen war es Mitte Hauthwargeal*  und die Temperaturen waren angenehm warm. Gemütlich wandern sie zu dem kleinen Ort und erreichen am späten Nachmittag den südlichen Zugang am Tempel des Segens der Geschwister.
Die Gruppe betritt das Gasthaus „Zum Dreckigen Landwirt“, der überaus sauber ist, um dort Abend zu essen und erfährt, dass es nur eine Herberge im Ort gibt, „Das stille Bett“.
Da Ozai mit einer kleinen Liebschaft anbandelt, ist das stille Bett erst in den frühen Morgenstunden sehr still, doch Ollowain stört das nicht, da er offenbar den toten Händler sucht, von dem hier im Ort gesprochen wird. Im Wald, neben den Spuren eines Kampfes und der eines recht großen Bären, findet er den toten Körper des beschriebenen Mannes und sein Amulett in Form eines Rades.
Da Ollowain schon immer recht pragmatisch war, nimmt er das Amulett und den Kopf des Mannes mit, um sich noch einmal in den Orden der Gesichtslosen zu begeben. Dort ist er wild entschlossen, das Kleinod aus dem miefigen Becken zu fischen, das einst als Badebecken diente.
Am nächsten Morgen erwacht Ozai neben einer immer noch verzückten Zoe und Ollowain spaziert mit dem Kopf in die Ratshalle. Dort bekommt er zumindest ein Schreiben für das Handelshaus Hucrele, das ein Kopfgeld für den Verbleib des Händlers ausgesetzt hat, da er Werkzeuge und Baumaterial nach Blennock befördern sollte und nie dort ankam.
Nachdem der Kopf noch in den Tempel und angrenzenden Beinacker geleitet wurde, brechen die ungleichen Gesellen in Richtung Maarikest auf, um das Kopfgeld zu kassieren und den Edelstein in der Magierakademie abzugeben. Ollowain beauftragt seinen Leibeigenen Heinrich damit, Essen zu kaufen, und gibt ihm sogar einige Münzen. Dieser freut sich erst, doch erbleicht bei Ollowains Worten: „Du kannst das Wechselgeld behalten. Wenn du aber jemandem was darüber sagt, wachst du morgen nicht mehr auf.“
Zwei Tage später erreicht die Gruppe gegen Abend die Großstadt. Selbst zu dieser Stunde werden sie in der Akademie noch empfangen und ein aufdringlicher Elf, namens Valandriel, scheint Gefallen an Ollowain zu finden und heftet ihm ein Lesezeichen in dessen Zauberbuch. Iraos verabschiedet sich derweil wieder und die restlichen vier Männer suchen sich einen Weg in die Diebesgilde. Hier findet eine kleine Feier statt und Günther bringt sie mit einem Grummeln in den großen Gemeinschafts- und Versammlungsraum.
Dort nimmt Ollowain fast reisaus, als er den bekannten Elfen, nur in anderer Kleidung, dicht neben der Anführerin, Amaryllis, entdeckt. Es stellt sich jedoch heraus, dass es Zwillinge sind und diese nicht sonderlich gut aufeinander zu sprechen.
Da die recht große Halblingsfrau noch Besuch erwartet, der dringend aus der Stadt geschafft werden muss, beauftragt sie Iudex, den Zwerg in der Gruppe, diesen doch vorübergehend in die Glitzersteinfeste zu bringen, da die Stadt für ihn nicht sicher sei.
Herzlich begrüßt sie dann auch Heinrich und Ozai, die unterwegs zur Gruppe dazugestoßen sind. Da sie Iudex mit einem Auftrag von den Anderen trennte, stellt sie zugleich Nobu vor. Er sollte vorübergehend als Auge und Ohr für die Gruppe dienen und sie ein bisschen in der Stadt herum führen.
Am nächsten Tag werden alle unnützen Sachen bei den Händlern in der Stadt verkauft, um gegen Mittag bei Kerowyn Hucrele, in der Fuchsgasse 3, einen kurzen Halt einzulegen. Ihr bringen sie das Schreiben des Ratsmitgliedes aus Miel und erhalten, nachdem sie das Amulett abgaben, die Belohnung.
Heinrich erhielt am Morgen einen merkwürdigen Zettel, bei dem er zu einem Treffen in die hiesige Therme soll, um sich mit einem gewissen C zu treffen. Erst wollten aller etwas anderes erledigen, jedoch lockte ein ausgiebiges Bad, sodass sie Heinrich beschatten.
Die Bemühungen sind vergeblich, denn keiner bekommen den mysteriösen C zu Gesicht. Doch Heinrich wird auf der Toilette aufgesucht und erinnert sich wieder an ein Bruchstück aus seiner Vergangenheit. Er ist ein Söldner aus dem Orden der Anacriter.
Heinrich berichtet den anderen von dem merkwürdigen Ereignis und erzählt die Dinge, an die er sich erinnert. Er wurde ausgesandt, ein Artefakt der Alten aus einer alten und angeblich verfluchten Ruine nördlich von Rawenhain zu beschaffen. Ob die Gerüchte wahr sind, weiß er nicht zu sagen, aber er erinnert sich, dass er mit zwei weiteren Kampfgefährten dort war, doch dann verlässt ihn sein Gedächtnis wieder. Das ist offenbar alles, an das er sich erinnert.
Zurück im Wyvern ist Ozai gezwungen ein wenig über sich zu verraten und Amaryllis hält ihm den Steckbrief entgegen, der überaus detailliert Ozais hübsches Profil zeigt. Doch Amaryllis gibt ihnen eine Adresse in der Sumpfgasse 13, etwas außerhalb des äußersten Stadtrings. Dort treffen sie auf Frau Arkens und die kleine Tochter Leni, deren Puppe gestohlen wurde.
Da sie sehr traurig über den Verlust von Dr. Herribert Schultz ist, bittet sie inständig darum, ihn zurückzuholen, da er sich im Dunkeln fürchtet. Frau Linia hatte ihren Eltern schließlich einen Tipp gegeben an wen sie sich wenden können, um die Puppe wieder zu beschaffen.

Am nächsten Tag bricht die Gruppe in den Schimmerwald auf. Einige der Waldarbeiter sind zwar an den äußersten Ausläufern beschäftigt, trauen sich jedoch nicht tiefer in den Wald hinein.
Finstere Gerüchte kursieren darüber, was im Wald passiert und welche Monster dort hausen mögen. So werden Ollowain, Heinrich, Ozai und Nobu merkwürdig angeschaut, doch Ollowain schreitet tapfer voran.
Die Gruppe steckt ein bisschen in der Zwickmühle, da sie den Auftrag im Prinzip von Amaryllis haben, die sich bisher sehr gut um sie gekümmert hat. Den spärlichen Hinweisen des Mädchens folgend, betreten sie den Wald an der Stelle, an der der verrückt aussehende Mann verschwunden sein soll.
Anfangs ist der Wald wie jeder Wald sonst auch, doch nach etwa einer Stunde steigt langsam Nebel um die Knöchel der Gefährten auf und die Bäume scheinen näher zusammen zu rücken. Und je tiefer sie in den Wald eindringen, desto höher steigt der Nebel.
Um die Orientierung nicht zu verlieren, klettert Ollowain auf einen Baum und entdeckt in der Ferne ein riesiges Exemplar mit blutroten Blättern. Da dies der einzige weitere Anhaltspunkt ist, schreiten sie, nachdem er wieder den nebligen und moosigen Waldboden erreicht hat, in die Richtung des rotblättrigen Baumes.
Hier und da bemerken sie Getier, dass überaus groß ist, im Verhältnis zu bekannten Wespen- oder gar Ameisenarten. Doch nachdem Nobu aus unerfindlichen Gründen zurück nach Maarikest wollte, sind die Gefährten überzeugt, dass in diesem Wald etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.
Als der Nebel schon bis zur Brust aller Mitstreiter reicht, entdecken sie an einem tiefer hängenden Ast ein Band mit ihnen unbekannten Schriftzeichen. Sie sind eckig und wirken fremd, wenn man das Schriftbild mit den herkömmlichen Sprachen Ambrias vergleicht.
Ein großes Monster durchquert in genau diesem Augenblick den Wald. Schnell verstecken sich die Helden, doch Heinrichs Hintern ragt unseriös aus dem Gebüsch, das er sich auserkoren hat. Die anderen halten die Luft an, als sich der Froschkoloss, denn als dies entpuppt sich das Wesen, Heinrichs Allerwertestem nähert und offenbar mit größtem Interesse daran schnuppert.
Erst als es weiterzieht, da es scheinbar erst vor kurzem seinen Appetit mit etwas anderem gestillt hat, atmen alle aus und Ollowain faltet Heinrich verbal zusammen. Es ist ihm unbegreiflich, wie man nur so dumm sein kann, den eigenen Arsch nicht mit ins Gebüsch zu stecken.
Aus Frust klettert er auf den nächsten Baum und entdeckt den rot beblätterten Baum in der Nähe ihres aktuellen Aufenthaltsortes und so weist Ollowain ihnen die Richtung. Nachdem inzwischen fast jeder von der Gruppe immer wieder das Bedürfnis verspürt umzudrehen, erwischt es kurz vor dem Ziel fast die gesamte Gruppe.
Heinrich ist der einzige und hadert mit sich, da er für die Ohrfeige, die er Ollowain verpassen muss, garantiert wieder runter gemacht wird. Er versteht immer noch nicht, warum ihn dieser als Sklaven betrachtet. Also geht es los und eine Schimpftirade später erreichen sie den riesigen Baum, der sich als alte Blutulme herausstellt.
Schon etwas eher vernehmen die Gefährten ein stetiges Donnern, das immer lauter wird, je näher sie der Blutulme kommen. Als sie aus dem Wald heraus treten, gelangen sie an eine Klippe und gegenüber ist ein riesiger Wasserfall, der diesen Lärm veranstaltet.
Nach kurzer Erkundung der Gegend und Abwägen der Möglichkeiten, klettern sie an der Klippenwand, die zerklüftet ist und guten Halt auch für unerfahrene Kletterer bietet, hinab. Unten angekommen, werden alle vor eine weitere Herausforderung gestellt – die Überquerung des Flusses.
Die vom Wasser glitschigen Steine stellen eine enorme Herausforderung dar und die Gruppe fragt sich nicht zum ersten Mal, ob sie hier richtig sind und wie das ein vermutlich alter Tattergreis bewerkstelligt.
Nach einem unfreiwilligen Bad seitens Ollowain erreicht die Gruppe die gegenüberliegende Seite und sie entdecken hinter dem Wasserfall einen Eingang in einen unterirdischen Gang, dem sie folgen.
Dort entdecken sie nach nur wenigen Metern ein Becken, das offenbar mit dem Wasser aus dem Fluss gespeist wird, allerdings auf dem selben Niveau bleibt. So durchqueren sie das kühle Nass und folgen dem Gang, der sich nach einem Anstieg verzweigt.
Ein Abzweig ist uninteressant, sodass sie dem Gang folgen, aus dem nach kurzer Zeit ein bläuliches Schimmern pulsiert. Sie wähnen sich am Ziel und schleichen näher in die Kaverne.
Und tatsächlich hören sie eine männliche Stimme in einem rituellen Singsang. Seine Stimme schwillt an und ab und dann lacht er plötzlich wie ein Irrer. Diesen Augenblick nutzen Ollowain, Ozai und Nobu, um sich nah genug an ihn zu schleichen, um einen Überraschungsangriff zu starten. Heinrich bleibt stehen, da er schlicht zu laut wäre, selbst im Moment der Ablenkung des Magiers.
Schnell schlagen sie zu und der Alte muss zusehends einstecken. Dann wendet sich seine neueste Kreation ebenfalls gegen ihn, obwohl mit dem Ritual doch alles korrekt war, denkt er noch empört, bevor ein großer Teddybär mit rot glühenden Augen angreift und ihm den Kopf abbeißt.
Ein Schlucken ist zu hören, dann ein Rülpsen, als der Kuschelbär schrumpft und leise fragt: „Leni?“
Die restlichen Kuscheltiere gehen ebenfalls ein, ganz so als hätte man sie zu heiß gewaschen und die vier Männer schauen sich bedröppelt an. Das soll es gewesen sein? Das war schon fast zu einfach und irgendwo muss ein Haken sein, doch die Höhle ist bis auf sie, die Kuscheltiere, den kopflosen Magier und viele leuchtende Kristalle leer.

Nachdem der Magier besiegt und seine Überreste in einen der Gänge geräumt waren, beschloss die Gruppe, die Höhle als Rastplatz zu nutzen. Der Abend war inzwischen herein gebrochen und keiner der Reisenden wollte in einem Riesenmonster-verseuchten Wald ein Lager aufschlagen. Die Höhle bot daher viele angenehme Vorteile. Es war trocken und warm, man konnte nicht von Regen überrascht werden und offenbar wusste sonst niemand von der Höhle.
Während Ozai und Nobu die Reste der Höhle erkundeten und die Habseligkeiten des Magiers unter sich aufteilten, bereitete Ollowain das Abendessen zu. Heinrich wies er an, das Lager aufzuschlagen und einen kuschligen Platz zu suchen.
Angewiesener verzog das Gesicht, sputete sich jedoch Ollowains Anweisungen geschwind zu befolgen, da er wieder Wogen des Zornes befürchtete, sollte er kein Lager für den Elfen vorweisen können.
Nobu entdeckte noch einen Geheimgang, der über Stufen hinauf führte und unterhalb der Klippe endete. Dorf erkannte er einige Griffmulden in der Felswand, die einen leichten Aufstieg verhießen. Freudig teilte er dies seinen Gefährten mit und kurz nachdem er die Höhle wieder betrat, drückte ihm Ollowain eine Schale mit dampfendem Eintopf in die Hand. Es roch verlockend.
Ozai saß schon da und schaufelte das Essen gierig in sich hinein. Heinrich speiste ebenfalls, jedoch nicht ganz so ungehobelt.
„Noch einen Wein?“, wurde Nobu vom Elfen angesprochen und er nickte freudig. Den Anderen gab er ebenfalls großzügig vom Wein und er selbst nah noch etwas Elfenwein hinzu, der recht kostbar und für Menschen als Droge gilt. Selbst Halb-Elfen sind diesem Getränk schon verfallen und nur unter größten Mühen der Sucht entkommen.
Gesättigt saßen alle beisamen und Nobu begann zu gähnen, seine Glieder fühlten sich bleischwer an und er bemerkte auch bei Ozai und Heinrich Müdigkeitserscheinungen. Er kippte förmlich zur Seite und Dunkelheit umfing ihn. Auch Ozai blickte sich um und entdeckte auf Ollowains Zügen ein verschlagenes und bösartiges Grinsen, dann umfing auch ihn das Dunkel. Heinrich war schon längst im Land der Träume.

Als Nobu wieder erwachte und er sich aufsetzte, kullerten alle Kuscheltiere von seinem Oberkörper. Offenbar wurden sie dort absichtlich drapiert und abgesehen von den Spuren des Kampfes, war die Höhle absolut unberührt. Es war gerade so, als hätte nie jemand, außer dem Magier diesen Ort betreten.
Das jedoch konnte  unmöglich sein, oder doch? Verunsichert schaute er sich um, doch entdeckte er niemanden und bitterer Hass auf Ollowain, Ozai und Heinrich stieg in ihm auf. Sollte er die drei jemals in die Finger bekommen, würde Blut fließen oder schlimmere Dinge passieren.
Frustriert steckte er die Kuschelarmee ein und begab sich an den Fuß der Klippe. Wie zum Hohn stand dort die zuvor geleerte Flasche aus dem Blauen Wyvern. Oben auf der Klippe angekommen, stellte er fest, dass es schon kurz vor Mittag war und er war entsetzt, dass er so lange geschlafen hatte. Verdammt.
Schnell braute er sich einen Extrakt, der ihn zumindest für ein paar Minuten unsichtbar werden ließ und sprintete los. Immerhin war seine Ausrüstung vollständig und es wurde ihm nichts weiter geklaut, doch brennender Hass breitete sich in all seinen Gliedern auf.
Doch dann dachte er an Amaryllis und ihm lief ein kalter Schauder über das Rückgrat. Was würde sie wohl denken, wenn er allein zurückkehrte? Würde sie sauer sein? Sie würde mit Sicherheit sauer sein, doch er beschleunigte seinen Gang eher, als dass er langsamer wurde.
Kurz vor der Dämmerung erreichte er die Straße oberhalb von Maarikest und außer Atem lief er auf das Stadttor zu. Der Soldat erinnerte ihn an das Waffenverbot und dass alle Waffen befestigt getragen werden mussten.
Geistesabwesend nickte er und versuchte, sich an die Gasse und das Haus zu erinnern, in dem sie noch gestern oder vorgestern ihren Auftrag erhalten hatten. Amaryllis und ihre Schnapsideen kleinen Kindern zu helfen war absurd. Wobei die Kleine schon niedlich ausgesehen hatte, mit ihrer kleinen Stupsnase.
Da erkannte er das Haus und klopfte lautstark an die Tür. Ein Mann öffnete ihm und brummte ihn voll, was er zu so später Stunde noch vor seinem Haus zu suchen habe. Doch die Erwähnung eines Teddybären, namens Dr. Herribert Schultz, ließ seine Frau aufhorchen und er erkannte in ihr Lenis Mutter, die ihn freudestrahlend kurz herein bat.
Er händigte ihr den doch etwas unheimlich wirkenden Teddybären aus und alle anderen Stofftiere. Mit einem höflichen Gruß auf den Lippen, marschierte er durch die Stadt und über den Fluss in die Innenstadt zum Blauen Wyvern, in dem er hoffte, Amaryllis zu finden.
Und tatsächlich empfing sie ihn, über ihre Bücher gebeugt, in ihrer Schreibstube. Unvermittelt begann er zu erzählen, doch als er beiläufig sagte, dass er Ollowain, Ozai und Heinricht vermisste und sie ihm offenbar abhanden gekommen waren, blickte sie auf.
„Abhanden gekommen?“, erwiderte sie in einem Ton, der fließendes Magma zu Eis hätte erstarren lassen. „Bitte erkläre mir, wie dir drei ausgewachsene Männer abhanden gekommen sind. Ich habe sie jedenfalls nicht mehr gesehen, seitdem du mit ihnen aufbrachst.“
Nobu zuckte die Achseln und meinte nur: „Na du hast sie doch angeschleppt und mich dazu gepackt?“
„Ja, du hast Recht, mein Fehler. Allerdings ergibt sich ein noch viel größeres Problem. Und zwar der Diebstahl eines meiner wertvollsten und seltensten Manuskripte. Ollowain hat das nämlich mitgehen lassen... Scheiße!“
Just in diesem Augenblick klopfte es erneut an die Tür und bevor sie etwas erwidern konnte, streckte Zwenja, die Zwergenwirtin den Kopf in den Türrahmen und blubberte hecktisch: „Chefin, es gibt Ärger.“
Seufzend ließ sie sich gegen die Stuhllehne sinken und winkte mit einer Hand. „Bin gleich da.“ Resigniert sah sie Nobu an und winkte auch ihn zur Tür. Geh schon einmal vor, ich bin gleich da.“
Der braunhaarige Mann zuckte nur die Schultern und schlenderte in Richtung Schankraum. Eine Schlägerei war vermutlich genau das Richtige in diesem Moment, doch hinter ihm erschien eine braunhaarige Frau mit bläulichen Augen. Nobu wusste, dass es sich, neben Zwenja um eine weitere Eignerin der Lokalität handelte und sie hasste es, wenn etwas zu Bruch ging. Vor allem ihre schönen Tische und Stühle.
Schon hob sie an mit ihrer etwas kratzigen Stimme zu sprechen: „Was geht hier vor? Ein Streit wegen der Trinkfestigkeit? Nicht in meinem Lokal. Wenn ihr mit den Fäusten reden wollt, dann ab vor die Tür!“
Dann schweifte ihr Blick umher. An einem Nebentisch erkannte sie einen Schattenelf namens Elanor, der vom Orden der Calderien aufgenommen wurde, da er vor einigen Jahrzehnten ohne Gedächtnis erwacht war. Ungehalten bemerkte sie, dass es das Bier des Hauses war, das seine Roben durchnässte.
Dann wandte sie ihre Augen wieder auf die Runde und ihr blieb fast die Spucke weg. „Der Schänkenvater in meinem Gasthaus, womit ich diese Ehre nur verdient habe?“, triefte ihre Stimme vor Sarkasmus, dann deutete sie auf die Raufbolde, schnipste die Finger und deutete auf den Ausgang.
„Ihr, nehmt euren Saufbruder und verlasst dieses Haus. Du und Du, Elanor, ihr kommt mit mir. Nobu? Geh schonmal vor.“ Damit erwartete sie, dass ihren Aufforderungen Folge geleistet wurde und das wurde es auch plötzlich.
Elanor hob vorsichtig an zu sprechen und deutete auf sein fast geleertes Weinglas, dann erhob er sich und folgte den Herren aus dem Schankraum neben der Bar. Kurz drehte er sich um und entdeckte eine Halblingsfrau mit seinem Weinglas, die ihm auf dem Fuß folgte.
Mit unerwarteter Autorität wies sie mit ihrer freien Hand auf eine Tür, in dessen Rahmen Nobu und der Fremde verschwanden. Elanor nahm an, dass es sich von der Statur her um einen Zwerg handelte, doch ihn irritierten die spitz zulaufenden Ohren.
Mit einer Selbstverständlichkeit stellte die Halblingsfrau Elanor sein Glas auf ein Beistelltischchen und kramte ein paar weitere Gläser und Hochprozentigen aus einem Regal neben dem Kamin an der Rückseite des Raumes.
„Setzt euch, falls ihr das noch nicht getan habt. Und ich brauch jetzt einen.“ Stellte sie die Gläser auf den Tisch und schenkte sich eines bis fast über die Kante voll, nur um es kurz darauf zu leeren. Der Nicht-Zwerg pfiff anerkennend und genehmigte sich ebenfalls ein Glas, selbst wenn er bis eben noch in ein Wetttrinken verstrickt war.
„So ihr lieben. Dieser Abend ist absolut vermurkst. Erst erzählt mir Nobu hier, dass ihm drei Leute abhanden gekommen sind, dann erfahre ich von einer Fastschlägerei in meinem Lokal und dann stellt sich auch noch heraus, dass einer von ihnen der Schänkenvater höchst persönlich ist.“ Mit einem Plumpsen ließ sie sich in ihren Stuhl fallen.
„Also ich hab mich nicht geschlagen“, fiel der Zwerg mit den spitzen Ohren ein und trank ein weiteres Glas des stärksten Whiskeys, den Amaryllis im Regal hatte.
„Mag sein, dennoch führte es dazu.“ Und sie deutete auf Elanors befleckte Roben. Dieser wollte schon mit einer Hand das geschehene Wegwischen, als Amaryllis schnipste und die Gewänder aussahen wie neu.
„Ach... das wäre doch nicht nötig gewesen“, wiegelte der Elf ab.
„Und was sollen wir hier?“, fragte der Schänkenvater voller Neugier in der Stimme.
„Ich habe ein Problem und ihr werdet mir dabei helfen.“
„Da hab ich keinen Grund für.“ Schnauzte der Zwerg-Elf zurück.
„Doch, du hast mein Lokal betreten und für Unruhe gesorgt, außerdem kann ich Nobu schwer allein schicken und ihr kommt mir gerade recht. Fast entschuldigend blickte sie zu Elanor.
„Doch ich habe ein Problem, und zwar dieses hier.“ Sie hielt vier Einladungen empor, die mit den Namen Nobu, Ozai, Ollowain und Heinrich beschrieben waren.
Der abrupte Kälteabfall im Raum bereitete ihr kurz Sorgen, doch bei genauer Betrachtung, schien der Zwerg-Elf zu kochen. Allerdings auf kleiner Flamme und im Höllenfeuer.
„Schänkenvater, hör auf damit. Du machst mein Feuer kaputt.“
Angesprochener schüttelte verwirrt den Kopf und die Temperaturen stiegen deutlich an.
„Welcher der Namen regt dich besonders auf?“
„Keiner und ich heiß Ulanir, nicht Schänkenvater.“ Schob er leicht schmollend die Unterlippe nach vorn.
„Na gut, Ulanir.“ Legte sie eine Einladung nach der anderen auf den Tisch und beobachtete ihn eingehend. Beim Namen Ollowains zuckte unmerklich sein Augenlid und ihr war die Sache klar. Dieser vermaledeite Elf bereitete offenbar nicht nur ihr Unbehagen. In welcher Art und Weise genau das bei Ulanir der Fall war, wusste sie nicht zu sagen, doch er sagte etwas von einer über hundertjährigen Verfolgungsjagd.
„Ja und was hab ich jetzt mit den Einladungen zu tun“, fragte der Zwerg-Elf und starrte immer noch böse auf den Namen.
„Ich brauche jemanden, der auf den Maskenball geht, für den diese Einladungen ausgestellt sind und dieser findet wie immer am 14. Samrhageal statt, sodass es keine zwei Wochen mehr hin sind, dass zumindest ein paar dort auftauchen. Wegen Ollowain haben wir denke das geringste Problem, jedoch mit den Begleitern. Nobu, wärst du so freundlich?“
Nobu saß plötzlich neben Ulanir und sah genauso aus, wie er ihn in Erinnerung hatte. Erschreckend, doch der Zwerg-Elf reagierte wie erhofft, er wäre den armen Nobu fast angegangen, um ihn zu erwürgen.
„Beruhigt euch, werter Ulanir. Ollowain ist über alle Berge.“
„Abhanden gekommen“, warf Amaryllis beiläufig ein. „Aber wie du siehst, werter Schenkenvater, nicht nur du suchst nach diesem verräterischen elf, sondern wir auch. Bist du also dabei?“
Eher unwillig nickte er und fügte schnell hinzu: „Ich werde aber nicht lügen!“
„Meinetwegen“, seufzte die Halblingsfrau und sah sich nach dem Schattenelf im Raum um, der ein bisschen verloren in seiner Ecke saß und das leere Weinglas in seinen Fingern drehte.
„Hier“, schenkte Amaryllis seinen Lieblingswein nach und beobachtete ihn voller Erwartung in den Augen. „Du wolltest etwas sagen, Elanor.“
„Ja, nun, ach... das ist nicht so wichtig“, wollte er abwiegeln, doch Amaryllis bestand darauf. „Ich habe doch hiermit nichts zu tun, was soll ich denn da... ?“, brach er schließlich ab.
„Mir ist bekannt, dass du bei einigen Expeditionen dabei warst und ein gewisses Talent darin hast, gefährlichen Situationen zu entfliehen. Daher hätte ich dich bei den kommenden Ereignissen dabei.“
Der Elf errötete leicht und wackelte mit seinem Kopf etwas verlegen hin und her.
„Das ist zu viel des Lobes.“
„Das sehe ich anders. Also, was ist? Seid ihr alle bei der Mission: „Ein Maskenball“ dabei?“
Nach einigem Hin und Her und viel Gemurre seitens Ulanir, stimmten schließlich alle zu.

Fortsetzung folgt....

* Entspricht dem 5. Monat im 13 monatigen Kalender auf Ambria

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